Es gibt kein Land, in dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind, nur Länder, in denen die Unterschiede weniger gravierend sind. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Global Gender Gap Report 2012 des Weltwirtschaftsforums, der dazu in über 135 Ländern untersuchte wie der Zugang zu Ressourcen unter den Geschlechtern verteilt ist.
Danach haben Frauen v.a. in den Bereichen Gesundheit und Bildung aufgeholt, d.h. es werden fast so viele Mädchen wie Jungen geboren, Frauen leben länger und sind ähnlich gut (aus-)gebildet. In der Wirtschaft gibt es aber immer noch große Unterschiede: Männer sind öfter erwerbstätig, verdienen mehr und besetzen die meisten Führungspositionen. In der Politik sind die Unterschiede sogar noch deutlicher, d.h. es sitzen viel weniger Frauen als Männer in den Parlamenten und Ministerien.
Länder wie Island, Finnland, Norwegen und Schweden, in denen Frauen und Männer nach der Studie am weitgehendsten gleichgestellt sind, zeichnet aus, dass sie Bedingungen geschaffen haben, die es Eltern ermöglichen Arbeit und Familie gut miteinander zu vereinbaren. Dazu gehören u.a. staatlich geförderte Elternzeiten, obligatorische Vätermonate und Berufseinstiegsprogramme nach der Geburt.
Interessant ist nun ein Blick auf den Global Competitiveness Report, der ebenfalls vom Weltwirtschaftsforum erstellt wird und die Wettbewerbsfähigkeit von über 140 Ländern vergleicht. Sechs der zehn wettbwerbsfähigsten Staaten 2011/12 finden sich auch in den Top 20 des aktuellen Geschlechterberichts. Es besteht als ein Zusammenhang zwischen der Geschlechtergleichheit und der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Bildet ein Land z.B. beide Geschlechter gleich gut aus, kann es später auf einen größeren Pool an Arbeitskräften zurückgreifen und das Talent seiner Bevölkerung voll ausschöpfen. Das wiederum stärkt eine Volkswirtschaft.